Klima: Schutzmaßnahmen

Klima: Schutzmaßnahmen
Klima: Schutzmaßnahmen
 
Die Vermittlung und Erörterung von Erkenntnissen der Klimaforschung ist eine Sache, daraus die Konsequenzen in Form von Klimaschutzmaßnahmen zu ziehen, eine andere. Lange genug hat es gedauert, bis das Problem der anthropogenen Klimaänderung von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen und auch ernst genommen worden ist. Übertreibungen und Fehlinformationen der teilweise recht kühnen Berichterstattung in den Medien bis hin zur Extremposition der »Klimakatastrophe« haben der Sache des Klimaschutzes eher geschadet. Je konkreter diese Maßnahmen diskutiert und gefordert werden, umso mehr regt sich der Widerstand derjenigen, die darin eine unangemessene Belastung, zum Beispiel bestimmter Wirtschaftszweige, sehen. Es ist daher verständlich und berechtigt, wenn aus dieser Sicht die Aussagekraft der Klimaforschung hinterfragt wird. Das Anzweifeln einfacher, grundlegender Tatsachen und die maßlose Überbewertung der Unsicherheiten bis hin zum anderen Extrem des »Klimaschwindels« kann allerdings nicht akzeptiert werden.
 
Wer jedoch aus Verantwortung gegenüber den jetzigen und künftigen Generationen der Menschheit und darüber hinaus allen Lebens auf der Erde zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts wissenschaftlicher Fakten, aber auch angesichts von Wahrscheinlichkeitsaussagen, gehandelt werden muss, dem bietet sich eine große Palette von Möglichkeiten. Auf nationaler Ebene sind diese beispielsweise in den Berichten der Enquête-Kommission »Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre« des Deutschen Bundestages in den 1991 und 1995 veröffentlichten Abschlussberichten dargelegt. Darin stehen die Reduzierung der Emission von Treibhausgasen — insbesondere von Kohlendioxid —, aber auch der Vegetationsschutz und landwirtschaftliche Maßnahmen im Vordergrund. Schon vor Jahren hat sich Deutschland beim Kohlendioxid das Reduktionsziel von 25 Prozent gegenüber 1990 bis zum Jahr 2005 gesetzt.
 
 Klimaschutz ist machbar
 
Viele Experten sind der Ansicht, dass die technologischen Voraussetzungen für Klimaschutzmaßnahmen des gewünschten Ausmaßes durchaus gegeben sind. Sie unterstützen daher die Forderung nach einer Halbierung des gegenwärtigen Kohlendioxid-Ausstoßes bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts. Da dies ein weltweites Ziel ist und den Entwicklungsländern im Rahmen ihrer Entwicklung eine höhere Pro-Kopf-Energienutzung zugestanden werden muss, hat beispielsweise die oben genannte Enquête-Kommission daraus für die Industrieländer die Forderung nach einer Reduktion um 80 Prozent abgeleitet.
 
Abschließend seien die wichtigsten Maßnahmenpakete zum Klimaschutz genannt:
 
(1) Effizientere und sparsamere Energienutzung insgesamt, beispielsweise durch Erhöhung von Wirkungsgraden, Kraft-Wärme-Kopplung und verbesserte Wärmedämmung.
 
(2) Verringerung von Raumwärme und Lichtintensität.
 
(3) Verlagerung der Schwerpunkte innerhalb der Nutzung fossiler Energieträger, beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Gas, das pro Heizwert nur ungefähr halb so viel Kohlendioxid freisetzt wie Kohle, sowie durch die Nutzung innovativer Techniken, zum Beispiel Gas-Dampf-Kombikraftwerke.
 
(4) Verstärkte Nutzung nicht-fossiler Energieträger unter Berücksichtigung einer Verringerung des Gesamtrisikos sowie der Verstärkung internationaler Energieverbünde. Auf diese Weise könnte zum Beispiel das in Südeuropa gegenüber Deutschland wesentlich höhere Potenzial der Solarenergie genutzt werden.
 
(5) Bevorzugung umweltschonender Verkehrsmittel.
 
(6) Begleitende wirtschaftspolitische Maßnahmen, um diese Ziele durchzusetzen. Hierzu zählen unter anderem eine Verteuerung umweltbelastender und eine Subventionierung umweltschonender Technologien sowie die Berücksichtigung externer Kosten der Energieversorgung, das heißt der durch sie verursachten Schäden.
 
Weitere Maßnahmen sollten zu einer Beendigung der Waldrodungen zugunsten von Wiederaufforstungen sowie generell zu einem besseren Vegetations- und Bodenschutz führen. Außerdem sind landwirtschaftliche Maßnahmen, unter anderem die Begrenzung der Anwendung von Kunstdünger sowie generell umweltschädlicher Chemikalien, Beschränkungen im Konsumverhalten und der möglichst baldige weltweite Ausstieg aus der Nutzung von FCKW vonnöten.
 
Prof. Dr. Christian-Dietrich Schönwiese
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Anthropogene Klimaänderungen
 
Klima: Modellrechnungen
 
 
Fabian, Peter: Atmosphäre und Umwelt. Chemische Prozesse, menschliche Eingriffe. Ozon-Schicht, Luftverschmutzung, Smog, saurer Regen. Berlin u. a. 41992.
 Schönwiese, Christian-Dietrich: Klimaänderungen. Daten, Analysen, Prognosen. Berlin u. a. 1995.

Universal-Lexikon. 2012.

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